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Wertschätzung am Arbeitsplatz

Der Mangel an Anerkennung am Arbeitsplatz – das ist laut Statistiken der am häufigsten genannte Grund für eine Kündigung oder einen Jobwechsel bei den österreichischen Arbeitnehmern in der Altersgruppe 45+. Während das wichtigste Kriterium für die Zufriedenheit im Job bei Arbeitnehmern unter 30 ein gutes Gehalt ist, schätzen ältere Beschäftigte einen respektvollen Umgang im Team und die Wertschätzung der eigenen Leistungen am meisten.

 

Untersuchungen zeigen, dass die Wirkung von Wertschätzung im Beruf immer noch deutlich unterschätzt wird. Viele Führungskräfte behandeln ihre Mitarbeiter*innen scheinbar immer noch nach dem Motto: „Nicht geschimpft ist Lob genug.“ Dabei ist der Wunsch nach Anerkennung ein menschliches Grundbedürfnis. Mitarbeiter*innen, die sich wertgeschätzt fühlen, sind bei der Arbeit motivierter, produktiver, glücklicher und insgesamt gesünder. Ein Mangel an Anerkennung führt dagegen zu einer verringerten Leistung, zu einer schwächeren Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber, zu mehr Krankenständen und einer größeren allgemeinen Unzufriedenheit im Beruf. Daher steckt in der Rolle der Wertschätzung am Arbeitsplatz deutlich mehr Potenzial als bisher gedacht.

Wertschätzung – was ist das überhaupt?

Wertschätzung bedeutet, den Wert eines Menschen, seine Fähigkeiten und seine Persönlichkeit zu erkennen und zu schätzen. Es ist eine dauerhafte Haltung, wie man anderen Menschen Respekt und Anerkennung entgegenbringt. Ein Gefühl, das sich durch ehrliches Interesse, Freundlichkeit und Aufmerksamkeit zeigt. Die wohlwollende Absicht, den Menschen als Ganzes zu respektieren und ihn nicht auf seine Taten und Leistungen zu beschränken. Wertschätzung ist aber kein einmaliger Vorgang, sondern eine innere Grundhaltung und ist nicht mit Lob und Belohnung zu verwechseln.

Die Wertschätzung hängt zwar auch stark mit dem Selbstwertgefühl zusammen, aber anerkennende Worte beeinflussen trotzdem, wie sinnvoll der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin ihre Arbeit empfindet.

Wertschätzung am Arbeitsplatz – Grundlage für Arbeit mit Sinn

Durchschnittlich gesehen wird der größte Teil des Tages am Arbeitsplatz verbracht. Da ist es nur verständlich, dass eine harmonische Atmosphäre, gemeinsame Erfolgserlebnisse und gegenseitige Beachtung einen bedeutenden Einfluss auf die Zufriedenheit und dadurch auf die Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz haben. Die zwischenmenschlichen Beziehungen wirken sich enorm auf die Produktivität und so auf den Erfolg eines Unternehmens aus.

Mehr als 50 % der befragten Arbeitnehmer*innen hat ausgesagt, dass sie am Arbeitsplatz unter einem Mangel an Anerkennung ihrer Arbeit leiden.

Wertschätzung spielt also nicht nur im Privatleben, sondern besonders im beruflichen Umfeld eine große Rolle. Viele Unternehmer sprechen nun gelegentlich Lob aus und belohnen die Mitarbeiter*innen hin und wieder für eine erbrachte Leistung. Doch ist das genug?

Lob und Belohnung für eine erbrachte Leistung ist nicht mit echter Wertschätzung gleichzusetzen. Lob kommt eher spontan und ist auf eine bestimmte Leistung bezogen. Die Wertschätzung dagegen ist eine ständige Geisteshaltung, die einen Menschen in seinem gesamten Wesen betrifft, unabhängig von Taten und Leistungen. Sie betrachtet also den Mitarbeiter als Persönlichkeit, die bereits aufgrund seiner Fähigkeiten, seiner Persönlichkeit und Einzigartigkeit wertvoll ist. Viele Führungskräfte sind allerdings nur auf Bewertung von Leistung ausgelegt und sehen keinen Sinn in ehrlichem Interesse an den Arbeitnehmern. Dabei spielt gerade die Führungskraft eine zentrale Rolle in der Wahrnehmung der Wertschätzung im Team.

Mangelnde Wertschätzung im Job – welche Folgen hat das?

Laut einer Studie geben fast die Hälfte der Befragten an, aufgrund fehlender Wertschätzung durch die Führungskraft gekündigt zu haben. Damit liegt die mangelnde Wertschätzung als Kündigungsgrund auf Platz 1 – und das noch vor dem zu niedrigen Einkommen!

Die Menschen sind emotionale Wesen, sie möchten, dass ihre Arbeit gesehen und erkannt wird, das gehört zum Instinkt dazu. Außerdem stärkt die gegenseitige Anerkennung die sozialen Bindungen. Und wenn diese Komponente fehlt, kommt es zu Unzufriedenheit. Ohne die Rückmeldung, ob seine Arbeit gut oder schlecht war, können die Menschen die Sinnhaftigkeit ihrer Leistung nicht feststellen. Die Verunsicherung breitet sich auf das gesamte Betriebsklima aus.

Welche Folgen hat mangelnde Wertschätzung am Arbeitsplatz?

  • Die Motivation der Mitarbeiter*innen sinkt
  • Die Energie sinkt auch und verringert auch das Engagement
  • Die Verunsicherung über die eigene Leistung steigt, sowohl wie Selbstzweifel, die Mitarbeiter*innen ziehen sich zurück und resignieren – oft reduzieren sie ihren Einsatz auf das notwendigste Minimum
  • Innere Kündigung
  • Das Selbstwertgefühl sinkt
  • Die Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber schwindet
  • Schlechtes Arbeitsklima
  • Höhere Kündigungszahlen, mehr Jobwechsel
  • Steigende Fehlzeiten und mehr Krankenstände
  • Verschlechterung der Kreativität und Innovation im Unternehmen
  • Allgemeine Frust
  • Gesundheitliche Probleme: Magenschmerzen, Depression, Schwindel, erhöhter Blutdruck

Die Wertschätzung am Arbeitsplatz hat also einen wesentlichen Einfluss auf die Zufriedenheit, Leistungsfähigkeit, Motivation und die Gesundheit der Mitarbeiter*innen. Doch wie zeigt sich das?

Wenn die Arbeit sinnstiftend ist – die positiven Einflüsse

Echte Wertschätzung wird von den Führungskräften leider noch zu oft unterschätzt – doch richtig gelebt setzt sie enorme Kräfte frei und birgt großes Potenzial für das gesamte Unternehmen. Die Vorteile wirken sich dabei sowohl menschlich als auch finanziell aus.

Welche positiven Folgen hat aufrichtige Anerkennung am Arbeitsplatz?

  • Hohe Motivation
  • Höhere Produktivität
  • Stärkere Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber
  • Angenehmes Arbeitsklima
  • Positive Auswirkung auf die Gesundheit
  • Verringerte Fehlzeiten
  • Allgemeine Zufriedenheit im Betrieb

10 Tipps für mehr Wertschätzung am Arbeitsplatz

Fühlt sich der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin also respektiert und anerkannt in seinem / ihrem Wesen und Leistung, führt das zu einer höheren Motivation, Leistungsfähigkeit und einer positiven Arbeitsatmosphäre im Unternehmen.

Beim Ausdrucken von Wertschätzung soll man immer beachten, dass jeder Arbeitnehmer und jede Arbeitnehmerin unterschiedliche Persönlichkeiten sind und so unterschiedliche Bedürfnisse haben. So reagieren sie auch unterschiedlich auf verschiedene Arten von Anerkennung. Deshalb soll die Wertschätzung immer individuell sein, auf die konkrete Person bezogen. Die Anerkennung soll immer präzise und nicht übertrieben hervorgebracht werden. Dabei sollen auch Gefühle nicht zu kurz kommen. Echte Begeisterung ist viel wirkungsvoller als sachliche Argumente.

Es gibt viele Möglichkeiten, um den Mitarbeiter*innen Wertschätzung zu zeigen. Ob mit kleinen Aufmerksamkeiten, einem ehrlich ausgesprochenen Lob oder mit kleinen Gesten – stillschweigende Wertschätzung wird eben nicht bemerkt.

1. Ehrliches Lob

Unterschiedliche Persönlichkeiten haben unterschiedliche Bedürfnisse. Einem schmeicheln lobende Worte, jemand anderem gefällt eine handgeschriebene Karte der Aufmerksamkeit mehr. Lob soll immer präzise sein und die erbrachte Leistung benennen. Ob persönlich unter vier Augen oder vor dem gesamten Team – nur ausgesprochen landet das Lob auf fruchtbarem Boden.

2. Zeit nehmen und aufmerksam zuhören

Gerade im hektischen beruflichen Alltag kann die Zeit für eine Anteilnahme am Empfinden der Mitarbeiter*innen knapp sein. Es ist aber sehr wichtig, regelmäßige Gespräche zu vereinbaren und Interesse an Sorgen und Themen der Arbeitnehmer*innen zu zeigen. Das stärkt das Vertrauen und baut die Beziehung auf, was langfristig einen positiven Einfluss auf die Loyalität gegenüber dem Unternehmen hat.

3. Kleine Gesten – große Wirkung

Ein anerkennender Blick, ein freundliches Kopfnicken und ein Lächeln – manchmal braucht man nicht mehr, um zu wissen, dass man akzeptiert und gesehen wird.

4. Unterstützung anbieten und Sorgen ernst nehmen

Der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin versinkt in der Arbeit und wirkt überfordert? Man soll die Sorgen und Probleme der Arbeitnehmer immer ernst nehmen und mit ehrlichem Interesse nachfragen. Was beschäftigt ihre Kolleg*innen? E sist eine enorme Hilfe, wenn man Hilfe anbietet und diese auch ganz konkret formuliert. Wobei kann man helfen? Die Auswertung gemeinsam durchgehen? Es ist eine enorme Entlastung, wenn man weiß, dass man nicht allein dasteht.

5. Um Rat bitten

Das Übertragen der Verantwortung zeigt von Vertrauen. Wenn man den Mitarbeiter*innen Entscheidungsmöglichkeiten überlässt und ihnen Teilaufgaben erteilt, fühlen sie sich miteinbezogen und erkennen, dass ihre Leistung für das Unternehmen wertvoll ist. Das zeigt, dass man ihre Expertise schätzt. Jeder teilt gern das Wissen und die eigenen Kenntnisse, wenn es anerkannt wird. Die Kolleg*innen sollten auch an den Ergebnissen teil haben und über die Erfolge der gemeinsamen Arbeit informiert werden.

6. Respektvolle Kommunikation und Fehlertoleranz

Bei diesem Punkt zeigt sich die Ehrlichkeit der Wertschätzung im Unternehmen. Eine konstruktive Kritik ist angebracht, weil die betroffene Person daraus lernen kann. Allerdings macht dabei der Ton die Musik. „So geht das nicht. Was haben Sie sich dabei gedacht?“ Solche Formulierungen führen selten zu guten Beziehungen. Man kann es deutlich schöner mit Wertschätzung sagen: „Dieser Weg hat nicht funktioniert. Es ist aus folgenden Gründen nicht gut: … Wie wollen Sie das ändern?“ Es ist wichtig, dass die Kritik das Verhalten von der Person trennt.

7. Kleine Aufmerksamkeiten schenken

Die Bedürfnisse und Interessen der eigenen Mitarbeiter*innen zu kennen gehört zu einem wertschätzenden Führungsstil dazu. Reichen anerkennende Worte aus oder freut sich jemand über eine handgeschriebene Dankes-Karte? Am besten auf die Individualität der Personen eingehen und sie mit kleinen Geschenken überraschen. Wie kann der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin die Botschaft empfangen? Eine Karte, ein gemeinsames Mittagessen in gemütlicher Atmosphäre oder ein Kuchen zum Geburtstag – das kostet nicht viel, wirkt sich aber stark auf die positive Stimmung aus. Ostern im Anmarsch? Wie wäre es mit einem Schokohasen?

8. Danke sagen

Ein banales Beispiel, das aber in der Hektik des Alltags oft unterschätzt wird. Ob in einer formellen E-Mail, in einer Karte oder vor dem versammelten Team – man sollte nicht vergessen, die kleinen Erfolge zu feiern und sich immer wieder für den Einsatz der Teilhabenden zu bedanken. Die Mitarbeiter*innen daran erinnern, dass sie wesentlich zum Erfolg des Unternehmens beitragen, steigert die Motivation und damit die weitere Produktivität.

9. Interkulturalität respektieren und Talente fördern

Für Menschen mit Migrationshintergrund ist es besonders wichtig, dass man ihre Lebenswelt respektiert. Ihre eigene Kultur, Religion und Lebensweise müssen auch im Beruf gleichberechtigt sein, um Konflikte zu vermeiden. Unterschiedliche Kulturen bringen aber auch unterschiedliche Erfahrungen und Kenntnisse mit und diese sollte man fördern. Vielfalt führt zu mehr Kreativität und unterschiedlichen Lösungsansätzen und davon kann jedes Unternehmen nur profitieren.

10. Und zu guter Letzt: Beispiele für eine wertschätzende Kommunikation:

  • Ich weiß, dass Sie das können
  • Ich bin froh, dass ich mich auf Sie verlassen kann
  • Schön, dass Sie zu unserem Team gehören
  • Ich vertraue Ihnen
  • Sie sind uns eine große Hilfe

Employer Branding und authentische Präsenz – die Zukunft von Jobs mit Sinn

Immer mehr Unternehmen setzen auf ein gutes Image als Arbeitgeber und locken mit einer wertschätzenden Atmosphäre und zahlreichen zusätzlichen Angeboten neue Mitarbeiter*innen an. Doch nur wirklich gelebte Wertschätzung zeigt Wirkung. Leere Phrasen und allgemeines, flüchtiges Lob reichen längst nicht aus. Ehrliches Interesse an der Person gegenüber und Respekt für sein gesamtes Wesen inklusive seiner Stärken und Schwächen kann dagegen Wunder bewirken. In den Zeiten des Fachkräftemangels sollen nicht nur finanzielle Bedürfnisse gestillt werden.

Arbeitnehmer*innen, die sich im Beruf gut fühlen, deren Anliegen gehört werden und deren Leistungen anerkannt werden, sind insgesamt glücklicher, auch im Privatleben. Wertschätzung am Arbeitsplatz stärkt auch die emotionale Bindung im sozialen Umfeld des Unternehmens und bringt so wesentlich zur allgemeinen Zufriedenheit im Beruf bei – und das nicht nur bei 45+.